Du hast gerade ein kleines Wunder auf die Welt gebracht – und damit Großartiges geleistet. Jetzt beginnt eine besondere Zeit: das Wochenbett. Eine Zeit der Heilung, des Ankommens, der Nähe.
Doch manchmal meldet sich dein Körper auf eine Art und Weise, die verunsichern kann: Du bekommst Fieber.
Vielleicht fühlst du dich plötzlich schlapp, hast Schüttelfrost, einen heißen Kopf oder schmerzhafte Brüste. Das Thermometer zeigt über 38 °C – und schon stellt sich die Frage: Ist das noch normal?
Die kurze Antwort: Fieber im Wochenbett kommt vor – aber es sollte ernst genommen werden und abgeklärt werden.
Was bedeutet Fieber im Wochenbett?
Ein leichter Temperaturanstieg ist nach der Geburt nicht ungewöhnlich – z. B. durch die initiale Brustdrüsenschwellung (umgangssprachlich Milcheinschuss genannt) oder weil du übermüdet bist.
Ab 38 °C spricht man von Fieber, und das ist ein Hinweis darauf, dass dein Körper mit etwas kämpft. Oft ist es harmlos – manchmal aber auch ein Warnsignal.
Bei Fieber im Wochenbett ist es empfohlen eine Hebamme oder eine Ärztin/einen Arzt zu kontaktieren.
Das sind die häufigsten Gründe für Fieber im Wochenbett:
BRUST
Initiale Brustdrüsenschwellung (Milcheinschuss), Milchstau oder Brustentzündung
Wenn deine Brust hart, schmerzhaft und gerötet ist, kann es sich um einen Milchstau handeln. Bleibt der unbehandelt, kann sich daraus eine Brustentzündung (Mastitis) entwickeln.
Symptome:
* Fieber über 38 °C
* Schmerzhaft gespannte Brust, oft einseitig
* Schüttelfrost, Krankheitsgefühl
UTERUS (Gebärmutter)
Nach der Geburt ist in der Gebärmutter eine große Wundfläche. Wenn Bakterien eindringen, kann sich das Gewebe entzünden. Das kommt sehr selten vor, aber manchmal eben doch.
Symptome:
* Fieber, oft über 38,5 °C
* Übelriechender oder plötzlich versiegender Wochenfluss
* Unterleibsschmerzen
HARNWEGSINFEKTION
Durch Katheter, Geburtsverletzungen oder hormonelle Umstellungen kann es zu Blasenentzündungen kommen.
Symptome:
* Brennen beim Wasserlassen
* Häufiger Harndrang
* Schmerzen im Unterbauch oder Rücken
WUNDEN
Auch Geburtsverletzungen oder ein Kaiserschnitt können sich manchmal entzünden – das erkennst du oft an Rötung, Schwellung oder austretendem Eiter.
INFEKTE
Es kann aber auch sein, dass das Fieber nichts mit der Geburt oder dem Wochenbett zu tun hat und ein anderer Infekt sich ankündigt.
Was kannst du tun? - Bewährte Tipps aus der Hebammenpraxis:
Wenn du im Wochenbett Fieber bekommst, heißt es: hinhören, ausruhen, beobachten.
Allgemeine Tipps:
* Schalte einen Gang runter: Dein Körper braucht jetzt Ruhe, nicht Selbstoptimierung.
* Viel trinken: Wasser oder Kräutertee – hilft bei Fieber, Milchstau & Infekten.
* Leicht essen: Wärme von innen mit Suppen, Haferbrei oder gekochtem Gemüse.
* Regelmäßig Temperatur kontrollieren: Beobachte auch andere Symptome wie Schüttelfrost, Brustbeschwerden oder auffälligen Wochenfluss.
* Saubere, bequeme Kleidung: Schwitzen gehört oft dazu – frische Kleidung tut gut.
Milchstau:
* Wärme vor dem Stillen**, z. B. mit einem warmen Waschlappen
* Kühlen nach dem Stillen**, z. B. mit Topfenwickeln oder Kühlpads
* Entleeren der Brust/ Stillen, stillen, stillen** – auch wenn’s wehtut (beginne mit der weicheren Seite)
* Kein enger BH!** Lass die Brust frei atmen
Bei Wund- oder Gebärmutterinfektion:
* Achte auf Geruch, Farbe und Menge deines Wochenflusses
* Bei Nahtschmerzen, Rötung oder Eiter: lieber einmal zu oft ärztlich abklären lassen als einmal zu wenig
Bei Harnwegsinfektion:
* Nicht zurückhalten, regelmäßig auf Toilette
* Wärme auf den Unterbauch wirkt entkrampfend
* Sprich mit deiner Hebamme über geeignete Tees oder Hausmittel
Wann solltest du zur Ärztin/zum Arzt?
Bitte hole dir sofort medizinische Unterstützung, wenn:
* dein Fieber über 38,5 °C steigt und länger anhält
* du starke Schmerzen, Schüttelfrost oder Kreislaufprobleme hast
* dein Wochenfluss plötzlich riecht, versickert oder deutlich anders aussieht
* du dich einfach richtig krank fühlst
Dein Gefühl zählt, vertraue darauf – und nimm Hilfe an.
Zum Schluss: Du musst gerade gar nichts „leisten"
Du darfst dich krank fühlen. Du darfst Hilfe brauchen. Du darfst einfach im Bett liegen und auf dich achten.
Dein Körper hat ein Wunder vollbracht – jetzt braucht er Fürsorge. Nicht Druck.
Fieber im Wochenbett ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Signal.