Corona Lockdown – Und dann kommt alles anders …

 

Der zweite Corona-Lockdown ist nun auch in Österreich angekommen und bei vielen Familien kommen jetzt Sorgen, Ängste und Zweifel auf, wie sie diese Situation nun meistern sollen. Fragen und Unsicherheiten bezüglich der derzeitigen Situation sind völlig normal und verständlich. Hebammen können viele dieser Fragen beantworten und Unsicherheiten nehmen. Ich stelle euch in diesem Beitrag sämtliche Unterstützungsmöglichkeiten durch Hebammen für euch als Jungfamilie vor.

Veränderungen durch den Corona Lockdown

Die Corona Pandemie hat den Alltag auf vielen Ebenen verändert: Wir müssen Sozialkontakte reduzieren, Masken tragen, wir dürfen keine Restaurants besuchen und keine Feste feiern – zahlreiche Regeln sind zu beachten. Gerade auf psychosozialer Ebene verändert die Corona-Pandemie rund um die Geburt sehr viel – Feste und Familienbesuche sind derzeit nicht möglich.

Aber – ist dies wirklich nur negativ zu bewerten? Wir Hebammen denken und wissen – nein. Dieser Artikel soll die positiven Aspekte des Lockdowns hervorheben, ich möchte Ideen und Tipps für den Alltag und eine positivere Grundstimmung aufzeigen. Außerdem erhältst du Infos zur Hebammenarbeit, die natürlich auch im Lockdown weitergeht, da sie zur wesentlichen und wichtigen Grundversorgung zählt.

1. Die Vorteile des Lockdowns

Tatsächlich bringt der Lockdown gerade für dich als Schwangere und euch als Eltern auch positive Veränderungen: Zunächst können (oder müssen) viele Papas/Partnerinnen derzeit von zu Hause aus arbeiten, wodurch der Kontakt zum Baby etwas intensiver gelebt werden kann. Außerdem ist es für viele Mütter auch erleichternd zu wissen, dass der Partner oder die Partnerin zu Hause ist und unterstützen kann.

2. Zweiter positiver Faktor am Lockdown: die Besucher-Regelung.

Es ist zwar schön, wenn alle das Neugeborene bewundern kommen, jedoch ist es manchmal – besonders für Mütter – herausfordernd. Jeder im Raum meint am besten zu wissen, was euer Baby braucht. Jeder möchte das Baby tragen, es ist laut und viele Reize prasseln ungefiltert auf das Baby ein. Das Neugeborene hat noch keine Möglichkeit, sich vor diesen Reizen ausreichend zu schützen.

Möglicherweise bemerkt man die Auswirkungen eines turbulenten Nachmittags auch erst in der Nacht, wenn das Baby nicht zur Ruhe finden kann. Oftmals vermutet man dann Blähungen als Ursache, meist ist es jedoch eine Überforderung des Kindes, mit dem Erlebten vom Tag umzugehen. Kontakte zu reduzieren kann also für dein Baby sehr wohltuend sein und in der Folge auch für viele Eltern, denn die Nächte werden möglicherweise ruhiger, das Stillen einfacher und die Beziehung entspannter.

3. Drittens kommt euch die viele Kuschelzeit zu Hause zugute.

Euer Baby wird durch den Körperkontakt ruhiger und zufriedener. Außerdem spiegeln Babys, wenn Eltern gestresst sind. Habt ihr als Eltern jedoch Zeit und Ruhe und könnt euch ausschließlich auf das Baby konzentrieren, so wird auch euer Baby entspannter sein.

Durch intensiven Hautkontakt im Wochenbett kann außerdem die Oxytocin-Ausschüttung gesteigert werden und dadurch wird auch die Milchproduktion gefördert. Es gibt bereits die Erkenntnis, dass während des ersten Lockdowns weniger Babys zugefüttert werden mussten, da die Mütter sich besser auf das Stillen konzentrieren konnten.

Weniger Besuch sorgt für weniger Stress und dies führt zu einer besseren Milchproduktion. Hierzu gab es auch in den Medien bereits zahlreiche Stellungnahmen, da immer mehr Krankenhäuser über diese positive Entwicklung berichten konnten. Außerdem wurde festgestellt, dass sich die Mütter nach den Geburten rascher erholen konnten und schneller fit waren. (1)

Dass Stresshormone einen negativen Einfluss auf das Stillen haben (besonders auf die Hormone Oxytocin und Prolaktin), ist bereits seit langer Zeit wissenschaftlich belegt. (2)

Optimal ist die derzeitige Situation natürlich nicht – eine gesunde Mischung wäre wünschenswert. Einige Frauen oder Männer haben im Lockdown möglicherweise mit ihrer psychischen Verfassung zu kämpfen. Zusätzlich zu den ganz normalen „Heultagen“ nach der Geburt aufgrund der immensen Hormonumstellung (wird auch oft als „Babyblues“ bezeichnet) kommen nun vielleicht Angst, Verunsicherung und negative Gefühle wegen der Corona Situation hinzu. Dies ist absolut verständlich.

Hebammen besitzen medizinisches Fachwissen, haben jedoch auch ein sehr breitgefächertes psychosoziales Wissen und können im Wochenbett kompetent beraten. Auch bezüglich Corona sind Hebammen immer am aktuellen Stand und können Informationen zu ihrer Region für Schwangere und Eltern geben. Hebammen können euch auch Methoden aufzeigen, um mit negativen Gefühlslagen oder Verstimmungen besser umgehen zu können. Möglicherweise ist auch für dich eine Option dabei.

Hebammen-Tipp: Johanniskraut-Tee

Johanniskraut ist ein altbewährtes Mittel gegen depressive Verstimmungen. Als Tee getrunken oder als Mund-Spray wirkt es nach Anwendung über einen längeren Zeitraum stimmungsaufhellend. (Hinweis auf Nebenwirkungen / Dosierung: Bitte beim Kauf ApothekerIn nach der Dosierung des jeweiligen Produkts fragen!)

Hebammen-Tipp: Online-Kurse

Ganz viele qualitativ hochwertige Kurse können derzeit online gebucht werden. Hebammen in ganz Österreich haben sich dazu entschlossen, ihr Programm nun auch im Internet anzubieten, sodass Kurse und der Austausch mit Müttern und Fachpersonal nicht verloren geht.

So gibt es zum Beispiel ein großes Angebot an Rückbildungskursen von Hebammen, in denen du auch Fragen zum Stillen oder zum Umgang mit deinem Baby stellen kannst. Auch deine psychische Situation kannst du mit einer Hebamme online besprechen. Nahezu jede freiberuflich tätige Hebamme bietet derzeit online Beratungsgespräche an, welche sie auch mit der jeweiligen Krankenkasse abrechnen kann.

Auch Stillgruppen oder Babymassage-Gruppen werden derzeit online angeboten. Diese sind auch eine gute Möglichkeit, um mit anderen Eltern in Kontakt zu treten. Schau dich um und frag deine Hebamme, ob sie noch Platz in ihren Online-Kursen für dich hat.

In dringenden Fällen wird die Hebamme einen Hausbesuch unter Einhaltung aller notwendigen Corona-Maßnahmen vorschlagen.

Hebammen-Tipp: Frischluft und Wald

Die frische Luft und ganz besonders Waldluft wirken stimmungsaufhellend. Die Besonderheit von Waldluft und deren Auswirkung auf die Psyche und das Selbstwertgefühl konnte in einer Studie von Barton und Pretty festgestellt werden. (3)

Bemühe dich, täglich spazieren zu gehen und dich richtig gut zu bewegen. Auch für dein Baby ist die frische Luft gut. Aber bitte erst ab der zweiten Lebenswoche! Die ersten sieben Tage solltest du so viel wie möglich ruhen – und erst danach Spaziergänge unternehmen. Das ist für viele Bereiche, aber besonders für die Wundheilung von eventuellen Rissen oder Kaiserschnitt-Narben essentiell. Höre in diesem Fall gut auf deinen Körper und nimm dir Zeit, dich langsam an längere Spaziergänge heranzutasten. Am besten fragst du deine Hebamme, ob bereits längere Ausflüge zu empfehlen sind – sie kann dich nämlich individuell beraten.

Du hast noch viele Fragen und Sorgen rund um die neue Situation mit Corona? Du weißt nicht, ob eine Begleitperson mit dir zur Geburt darf? Du hast Sorgen und Ängste? Dann melde dich bei deiner Hebamme! Sie kann auch telefonische Beratungsgespräche oder Video-Konferenzen mit der Krankenkasse abrechnen! Super, dass du dir Unterstützung und Antworten auf deine Fragen suchst!

Über die Hebammen-Suche hier auf der Webseite des Österreichischen Hebammengremiums kannst du ganz einfach Hebammen in deiner Nähe finden, die dir sicherlich ein feines Angebot machen und dich tagesaktuell und lokal zur derzeitigen Corona-Situation informieren können. Und merke dir: DU BIST NICHT ALLEIN!

Deine Hebamme Tini

 

Das ist ein Gastblogbeitrag von Hebamme Tini Ruthofer

Hebamme Tini Ruthofer  möchte Mamas und Papas Informationen rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft vermitteln –  als „Sinnfluenzerin“. Über ihren persönlichen Hebammenblog auf Instagram versorgt sie bereits zahlreiche junge Familien, Frauen, Mütter, Mädchen, werdende Hebammen, Großmütter, etc. mit nützlichen Hebammen- Informationen. Und nun auch hier als regelmäßige Gastbloggerin auf hebammen.at. Instagram: hebamme.tini ++ Facebook: Hebamme Tini – Gut aufgehoben sein  ++  Webseite: www.hebammetiniruthofer.at

 

Quellen:

(1) Bericht ORF: https://noe.orf.at/stories/3047815/

(2)  Grajeda R./ Pérez-Escamilla R. (2002) Stress During Labor and Delivery Is Associated with Delayed Onset of Lactation among Urban Guatemalan Women. In: The Journal of Nutrition. S. 3055-3060. – Gresens R. (2007) Stillen soll nicht schmerzhaft sein. In: Deutsche Hebammenzeitschrift. Nr. 1/ 2007. S. 52-55. – Lang C. (2009) Bonding. Bindung fördern in der Geburtshilfe. 1. Auflage. München: Elsevier.

(3) Pretty, J./ Barton, J. (2010) What is the Best Dose of Nature and Green Exercise for Improving Mental Health? A Multi-Study Analysis.

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