Geburt bewegt - Geburtspositionen

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Liegend, hockend oder im Stehen? Geburtspositionen helfen dem Baby den leichtesten Weg auf die Welt zu finden.

Hebammen kennen für jede Situation die geeigneten Geburtspositionen bzw. Gebärhaltungen. 

Kinder stellen das Leben auf den Kopf und vor der Geburt bereits sich selbst: 94 von 100 Babys bringen sich in der Gebärmutter mit dem Kopf nach unten in Stellung, damit wählen sie die optimale „Pole-Position“ für eine vaginale Geburt.

Die wenigen, die mit dem Popo voranliegen, stellen ihre Eltern vor die Aufgabe, sich ausführlich beraten zu lassen. Kann man das Baby noch drehen (äußere Wendung), ist eine vaginale Geburt möglich oder ein Kaiserschnitt anzuraten? Nur etwa jedes 100. Kind legt sich gänzlich quer und gibt damit ein klares Statement gegen eine natürliche Geburt ab.

Beckenendlage? Lassen Sie sich von Ihrer Hebamme über die Möglichkeiten informieren, das Baby bei der Drehung zu unterstützen.

Die Phasen der Geburt - Fontanellen weisen den Weg

Während der Geburt muss das Baby sich mit Dreh- und Beugebewegungen durch das Becken und den Geburtskanal bewegen. In den meisten Fällen führt der kindliche Kopf das Geschehen an und muss sich optimal an die Geburtswege anpassen. Aus diesem Grund ist er bei der Geburt noch nicht verknöchert und die Knochen des kindlichen Köpfchens können sich übereinander schieben. Möglich wird das durch bindegewebige Verbindungen, die sogenannten Schädelnähte.

An diesen Nähten und den beiden Fontanellen (Knochenlücken, die durch das Zusammentreffen der Schädelnähte entstehen) orientieren sich Hebammen bei der vaginalen Tastuntersuchung. Sie geben Aufschluss darüber, wie sich das kindliche Köpfchen an das Becken angepasst hat und welche Geburtsposition aufgrund der gegebenen Situation idealerweise eingenommen werden sollte, um die Geburt leichter zu machen.

In der Eröffnungsphase geht der Muttermund Zentimeter für Zentimeter auf. Manche Frauen unterstützen diesen Prozess gerne mit Bewegung, andere brauchen Entspannung (zum Beispiel mit Wärme oder Wasser). Beides ist gut und richtig. 

Manchmal liegt das Kind jedoch nicht in der idealen Position und braucht Unterstützung durch bestimmte Lagerungsmaßnahmen, die durch die Hebamme angeleitet werden.

In der Übergangsphase ist der Muttermund fast vollständig eröffnet. Die Erschöpfung kann in dieser Phase der Geburt schon auf das Gemüt der Gebärenden schlagen. „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr“ sind typische Ausrufe. Doch diese Phase ist nur vorübergehend, denn die Zielgerade ist in Sicht.

Die Austreibungsphase ist geprägt vom Tiefertreten des Kindes durch das Becken, mit früher oder später eintretendem Bedürfnis zum Mitschieben. Die Hebamme hilft dabei, sich auf die Atmung zu konzentrieren und die ideale Geburtsposition zu finden.

Mit Beginn der Pressphase bereitet die Hebamme den Damm auf die bevorstehende Geburt vor (beispielsweise mit warmen Kompressen oder Öl). Das aktive Mitschieben wird von der Hebamme angeleitet, damit einerseits der Damm geschont wird und andererseits das Kind sanft geboren wird.

Geschehen verstehen

 

Über ein gutes Geburtserlebnis entscheiden letzten Endes nicht die Geburtsposition oder die Geburtsvorbereitung. Es braucht vor allem Vertrauen in den eigenen Körper und in die Hebamme.

Bei der Geburt ist die Hebamme an der Seite der Gebärenden und betreut sie geduldig, einfühlsam und wertschätzend.

Hebammen kennen wohltuende Handgriffe und integrieren auch die Begleitperson in das Geburtsgeschehen. Sie haben ein großes Wissen über Gebärhaltungen und ihre günstige Wirkung in den unterschiedlichen Phasen der Geburt. Massagen, Atemanleitung und eine ganzheitliche Sicht auf den Geburtsprozess gehören ebenso zu einer umfassenden Hebammenbetreuung wie die wachsame Zurückhaltung im richtigen Augenblick.

Zum richtigen Zeitpunkt zu intervenieren oder sich mit dem Handeln zurückzuhalten, erfordert Erfahrung und Vertrauen. „Die gekonnte Nicht-Intervention ist wahrscheinlich die größte Kunst in der Geburtshilfe!“, wissen erfahrene Hebammen. Zuwarten, Beobachten, dem Kind und der Gebärenden Zeit geben ohne einzugreifen – das alles unterstützt einen natürlichen Geburtsverlauf auf wundervolle Art und Weise.

Bewegt gebären – unterschiedliche Geburtspositionen

Die Schwerkraft, eines der wichtigsten physikalischen Grundgesetze, lässt sich auch für die Geburt anwenden. Zudem helfen unterschiedliche Gebärpositionen, dass das Becken durchschnittlich ein bis zwei Zentimeter weiter wird, Rückenschmerzen gelindert werden, eine aktive Unterstützung möglich ist, die Atmung leichter, die Sauerstoffversorgung verbessert wird und die Ausschüttung von „Glückshormonen“ (Endorphinen) erhöht ist.

Vornübergeneigte Position

Viele Frauen empfinden diese Position als angenehm, da sie nicht nur Bewegung ermöglicht, sondern auch eine Massage des Kreuzbeins noch gut möglich ist. Bei schlechtem Halte- und Bandapparat können vornübergeneigte Positionen aber auch kontraproduktiv sein.

Asymmetrische Position

Gut zu wissen: Dort wo die Sitzbeinstacheln seitlich in das knöcherne Becken ragen, ist die engste Stelle des gesamten Geburtsweges. Um sie gut passieren zu können, eignen sich asymmetrische Positionen. Wenn man ein Bein auf einen Sessel stellt oder Treppen steigt, liegen die kleinen Knochenvorsprünge nicht mehr genau in einer Ebene und das Baby bekommt mehr Platz auf seinem Weg durch diese Engstelle.

Aufrechte Geburtsposition

Manche Frauen bevorzugen die uneingeschränkte Mobilität in aufrechten Positionen. Hebammen setzen diese Positionen bewusst ein, um die Wehenkraft zu verändern. In der freien tiefen Hocke, im Hocken an der Sprossenwand oder mit Unterstützung eines Gebärhockers kommt es zu einer Vergrößerung des Beckenausgangsdurchmessers. Wer sich zur Geburt hinhockt, optimiert die Geburtsachse und verkürzt den Geburtsweg.

Es wirken aber auch veränderte Kräfte auf das Gewebe und den Damm, daher muss die Hebamme abwägen, welche Position für Sie am besten geeignet ist.

Vierfüßlerstand

Im Vierfüßlerstand hingegen wirkt die Schwerkraft kaum auf den Muttermund. Das kann bedeutend werden, wenn das Köpfchen
noch nicht die optimale Position eingenommen hat oder ein Rest des Muttermundes die Geburt verzögert.

Seiten- und Rückenlage

Natürlich haben auch horizontale Positionen ihre Berechtigung in der Geburtshilfe. Sie bieten eine sichere Lagerung nach Medikamentengabe oder bei schwachem Kreislauf. Müden Frauen helfen sie, sich in den Wehenpausen gut zu erholen. Bei überlegtem Einsatz kann die Drehung des kindlichen Kopfes günstig beeinflusst werden und mit erhöhtem Becken mit vorzeitigem Pressdrang besser umgegangen werden.

Mit Weh(en) umgehen – Schmerz lindern​

Bewegung und Geburtspositionen

Aufrechte Positionen, Positionswechsel und Bewegung helfen dem Baby, seinen Weg zu finden und die Wehen besser verarbeiten zu können.  

Wärme und Berührung

Ein warmes Kirschkernkissen oder eine wohltuende Massage können entspannen und Linderung bringen. 

Atmung

Der Atem ist ein sehr wirkungsvolles Mittel, um Spannungen und Schmerz abzubauen. Geschickt genutzt versorgt er Mutter und Kind mit ausreichend Sauerstoff und erleichtert das Verarbeiten der Wehen.  

Entspannungsbad

Die schmerzlindernde Wirkung des Wassers verbindet sich perfekt mit dem wohligen Eintauchen in die Wärme und dem Gefühl von Schwerelosigkeit.  

Medikamente

Auch der Arzneischrank hält einiges bereit und Medikamente können während einer Geburt ihren Einsatz finden. Je nach Beschwerde und Geburtsverlauf werden krampflösende Arzneien (zur Entspannung des Gebärmutterhalses) aber auch Opioide (morphinartige Schmerzmittel) herangezogen.  

Kreuzstich (= Periduralanästhesie; PDA)

Bei dieser Form der lokalen Narkose spritzen Narkoseärzt*innen ein Schmerzmittel in den rückenmarksnahen Raum. Diese wirkungsvolle aber invasive Schmerzlinderung geht mit gewissen Risiken einher, die am besten im Vorfeld bei einem Aufklärungsgespräch besprochen werden.

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